Eine Woche „Schule zu Hause“ - Rück- und Ausblicke

22.03.2020 CJD Droyßig « zur Übersicht

Liebe Schulgemeinde,

die Ereignisse rund um das neuartige Coronavirus gehen in einer ungeheuren, Entscheidungen ständig überholenden Geschwindigkeit vonstatten. Vor zweieinhalb Wochen durften wir noch eindrucksvolle Maltapräsentationen unserer Neuntklässler erleben, mit denen wir uns gemeinsam auf eine wunderbare Sprach- und Kulturreise einstimmten. Damals gingen wir noch davon aus, dass wir die Reise durchführen können. Die Praktika unserer Gemeinschaftsschule waren vorbereitet. Schon über das Wochenende und in der darauf folgenden Woche zeichnete sich eine Zuspitzung der Situation ab, die unseren Schulträger, das Bildungsministerium und uns dazu veranlasste, im Verlauf des Dienstags alle Fahrten und Aktivitäten für die nächsten Monate abzusagen. Das war in diesem Moment besonders schmerzhaft, weil unser Club of Rome Team gemeinsam mit Herrn Renker und Herrn Schmerschneider für den Donnerstag eine Nachhaltigkeitskonferenz mit hochrangigen Experten geplant hatte, die über ein halbes Jahr hinweg vorbereitet worden war. Sponsoren waren gefunden, die notwendige Öffentlichkeitsarbeitet geleistet und die Referenten reisten bereits teilweise an. Alles musste augenblicklich gestoppt werden.

Wegen der absehbaren Zuspitzung der Entwicklungen berief ich für den Mittwoch der Folgewoche den Erweiterten Schulleitungsrat ein, damit wir einen geordneten Übergang bei einer Einstellung des regulären Schulbetriebs organisieren und über die weiteren Schulfahrten und Veranstaltungen beraten konnten.

Schon am Donnerstag musste diese Sitzung als außerordentliches Treffen auf den Freitag vorverlegt werden, denn ohne dass das Land bis zu diesem Zeitpunkt eine Entscheidung erkennen ließ, war durch die Gesamtlage zu vermuten, dass die Vorbereitungen nun noch schneller erfolgen müssen. Bereits ab Mittwoch liefen dazu im Hintergrund des vollen Schulbetriebs die Vorbereitungen. Herr Zimmer bewerkstelligte in unglaublicher Arbeit die Einrichtung der nextcloud, damit wir den Unterricht dorthin verlagern konnten. Handreichungen für Eltern und Kollegen wurden in abendlicher und nächtlicher Arbeit erstellt. Entscheidungen für Stornierungen mussten abgewogen werden, weil hier nicht nur Teile des Schulprogramms, sondern auch finanzielle und gesundheitliche Folgen zu bedenken waren. Am Freitag sichtete dann der Erweiterte Schulleitungsrat in seiner außerordentlichen Sitzung alle Vorbereitungen und nahm letzte Justierungen vor. Die Entscheidung, auch alle Fahrten für Juni und Juli abzusagen, weil das finanzielle Risiko nicht verlässlich abgeschätzt werden konnte, sich im Ernstfall die perspektivischen finanziellen Belastungen für Eltern nicht absehen ließen und auch Aspekte des Schutzes unserer Schüler zu bedenken waren, gehörte zu der schwersten Entscheidung, die es im Vertrauen auf ein Verständnis bei den Betroffenen zu beschließen galt. Die damit einhergehende Traurigkeit und der schmerzliche Einschnitt in bisher traditionell Gewohntes verdeutlichen gleichzeitig, wie tief die aktuelle Krise in unser Leben eingreift und noch eingreifen wird.

Am späten Freitagnachmittag kam dann die offizielle Nachricht, dass ab Montag, dem 16.03., der Schulbetrieb vor Ort eingestellt wird und eine Beschulung über digitalem Weg erfolgt.

Seit Montag ist es sehr ruhig in der Droyßiger Schule geworden. Fast scheint es, als sei Schule zum Stillstand gekommen. Doch der äußere Schein trügt, denn der Schulbetrieb spielt sich nun in der digitalen Welt ab. Seit einer Woche läuft nun das Projekt „Schule zu Hause“, unsere direkten Begegnungen sind auf ein Minimum zusammengeschmolzen, etliche ziehen sich, soweit es möglich ist, ins HomeOffice zurück. Viele gehen aber auch noch ihrer gewohnten Arbeit nach, sind in wichtigen Bereichen unseres Gemeinwesens für andere tätig, etliche unserer Kollegen unterstützen neben der digitalen Betreuung der Lernangebote, der

Vorbereitung von anstehenden Prüfungsgeschäften und der Abarbeitung von schulischen Verwaltungsaufgaben außerdem die Arbeit in Einrichtungen im CJD Zeitz. Das Leitungsteam trifft sich punktuell in gehörigem Abstand in der Schule und Lehrkräfte haben Präsenzdienste, damit organisatorische Abläufe und Entscheidungsprozesse weitergehen können.

Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen bedanken, die dafür gesorgt haben, dass wir in dieser dynamischen Zeit schnell, ziel- und ergebnisorientiert handeln konnten. Dazu gehören: Herr Zimmer, der die technischen Voraussetzungen geschaffen hat, die Mitglieder des Erweiterten Schulleitungsrates, die zügige Entscheidungen ermöglichten, der Elternbeirat, der im Hintergrund fleißig und intensiv kommuniziert und unsere Lehrkräfte und Klassenleitungen, die im unmittelbaren oder mittelbaren Kontakt mit ihren Klassen stehen und die Lernangebote digital betreuen. Dazu gehören aber auch unsere Eltern und Schüler, die in anerkennenswerter Weise durch ihre Bemühungen dafür sorgen, dass Schule auf andere Weise stattfinden kann, selbst wenn es dabei das eine oder andere Problem gibt. Dass ich dann auch viele Ermutigungen und wertschätzende Nachrichten von Eltern an unser Lehrerteam weiterleiten konnte, stärkt insgesamt die Zuversicht und motiviert alle, die Krise gemeinsam zu bewältigen.

Große Dankbarkeit empfinde ich darüber, dass die gesamte vergangene Woche von dem Gefühl der Gemeinschaft und des Zusammenhalts getragen wurde. Alle stellen sich verständnisvoll und verantwortungsvoll in den Dienst der Sache. Viele tun das sogar zusätzlich zu ihren eigentlichen Verpflichtungen, um anderen zu helfen. Kreativ entwickeln sich unser Lernangebot und unsere Begegnungen im Netz.

All das dämpft meine Sorgen etwas, wenn ich auf die zu erwartenden Entwicklungen der nächsten Zeit blicke. In gemeinsamer Verantwortung füreinander und der Einsicht, nicht nur für sich und sein unmittelbares Umfeld zu handeln, können wir den Krankheitsverlauf in Deutschland verlangsamen und dadurch ausreichend Bettenkapazitäten in den Krankenhäusern verfügbar halten. So können wir Menschen, die uns nahe stehen und die wegen ihres Alters oder wegen Vorerkrankungen zu den Risikogruppen gehören, schützen und auch den vielen unermüdlich Tätigen im Gesundheitswesen, bei den Sicherheitskräften und in der Versorgung helfen.

Trotz aller Widrigkeiten und ungewissen Prognosen dürfen wir davon ausgehen, dass diese Krise von uns bewältigt wird. Letztendlich helfen uns dabei nicht nur besondere Verhaltensweisen, sondern auch unser Glaube, das Beten und die Tageslosungen, welche uns Kraft und Zuversicht in dieser schweren Zeit spenden.

Losung und Lehrtext für Samstag, 21. März 2020

Der Herr spricht: Ich will Frieden geben in eurem Lande, dass ihr schlaft und euch niemand aufschrecke. 3.Mose 26,6

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, wird eure Herzen und Sinne in Christus Jesus bewahren. Philipper 4,7

Bitte bleiben Sie und Ihre Familien wohl behütet, gesegnet und gesund.

Ihr Dr. Stefan Auerswald (Standortkoordinator)