Demokratie leben - Arbeitseinsatz „Aufkleber entfernen“

24.10.2023 CJD Droyßig « zur Übersicht

Wer sehenden Auges durch Droyßig geht, wird bemerkt haben, dass sich immer wieder – und in letzter Zeit sehr gehäuft – diverse Aufkleber an Verkehrsschildern, Laternenpfählen, Busfahrplänen und dergleichen Gegenständen befinden.

Dass es sich bei solchen Plakatierungen um rechtswidriges Verhalten handelt, möchte ich an dieser Stelle nicht vertiefen. Ich möchte versuchten darzulegen, was uns als schulische Einrichtung dazu bewogen hat, unsere Unterrichtszeiten dafür zu nutzen, diese illegal angebrachten Aufkleber zu beseitigen.

Als Schulen erfüllen wir in der BRD einen Erziehungs- und Bildungsauftrag, wobei der Auftrag der Schule durch das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland und die Verfassung des Landes Sachsen-Anhalt bestimmt wird. Im 2. Artikel des Schulgesetzes für Sachsen-Anhalt können Sie folgende Worte lesen: „In Erfüllung dieses Auftrages ist die Schule insbesondere gehalten, die Schülerinnen und Schüler zur Achtung der Würde des Menschen, zur Selbstbestimmung in Verantwortung gegenüber Andersdenkenden, zur Anerkennung und Bindung an ethische Werte, zur Achtung religiöser Überzeugungen, zu verantwortlichem Gebrauch der Freiheit und zu friedlicher Gesinnung zu erziehen“.

Diesen Auftrag nehmen wir ernst! Und weil wir diesen Auftrag ernst nehmen, ist Herr Wötzel (in Absprache mit Herrn Hemmann vom Ordnungsamt) mit seinen Klassen losgezogen, um Droyßig von öffentlichen Statements zu befreien, die

- die Würde des Menschen missachten,

- Andersdenkende ausgrenzen,

- die ethischen Werte unserer Gesellschaft verleugnen.

 

„UNSERE STADT/ UNSERE REGELN! – NAZIKIEZ“. So steht es mehrfach in Droyßig geschrieben. Ist das wirklich Ihr Droyßig? Wollen Sie das für Droyßig? Denken Sie dieses Wort zu Ende! Ich glaube, fast jeder von uns wird Menschen kennen, die dann nicht mehr angstfrei bei uns in Droyßig leben könnten, geschweige denn auf unsere Schulen gehen dürften.

 

All die zu hunderten angebrachten Aufkleber, die unsere Schüler und Kollegen abgekratzt haben, verbreiten vergleichbare menschenverachtende Parolen: Die Menschen, die anders sind, als es der Norm der Plakatierenden entspricht, gehören verbannt:  politisch und religiös Andersdenkende, Menschen mit anderen sexuellen Orientierungen, alle Menschen mit einer Hautfarbe, die wir nicht als „weiß“ bezeichnen.

Wer gibt diesen Menschen das Recht, solche Parolen zu verbreiten und sich so über andere Menschen zu erheben? Dieses Recht wird sich genommen - selbstherrlich, rücksichtslos, eigenes Denken verabsolutierend.

 

Aufkleber kratzend kommen wir mit den Schülerinnen und Schülern ins Gespräch. Sie sind interessiert. Sie wollen den Inhalt der Aufkleber erfassen und verstehen, warum wir dieselben für gefährlich halten. Unsere Worte mit ihren eigenen Erfahrungen vergleichend wird die Arbeit vor Ort für viele von ihnen zu einer sinnvollen Tätigkeit.

 

Johanna Butting