Der Adventskranz als ein tiefes und reiches Symbol – Morgenmeditation zum 2. Advent

 

Ganz bewusst stellen wir in der Schule in der Vorweihnachtszeit keinen Weihnachtsbaum auf, sondern haben im Sekretariat einen Adventskranz stehen und hängen zu den Adventskonzerten im Festsaal unseren Adventskranz auf, der danach bis Weihnachten dann im Speisesaal seinen Platz findet. Dieser große Adventskranz wird uns übrigens seit 20 Jahren alljährlich von Pfarrer Mittenentzwei aus der katholischen Gemeinde gestiftet.
Ich möchte einige Gedanken zum Kranz und zu den vier Lichtern darlegen. Wir kennen aus dem alten Sprachgebrauch Wortwendungen wie den Siegskranz, den Kranz des Lebens; Petrus spricht in seinem 1. Brief vom nie verwelkenden Kranz der Herrlichkeit, der uns verheißen ist. Bei Beerdigungen und Trauerfeiern werden Kränze an das Grab des Toten gelegt. Der Kranz ist ein Symbol, in dem Anfang und Ende ineinander verfließen, sozusagen ein Symbol der Unendlichkeit (die Mathematiker haben dieses Symbol in der liegenden 8 gleich verdoppelt, damit es auch jeder versteht). Der Kranz verweist uns auf das Vollkommene, auf die Erfüllung unserer tiefsten Sehnsüchte, darauf, dass wir ganz und heil werden. Der grüne Kranz aus den immergrünen Nadelgewächsen ist dazu noch ein weiteres biologisches Zeichen auf das Immerwährende.
Wir dürfen uns im Kranz also ansprechen lassen auf unsere Sehnsucht, dürfen dem, was uns ganz glücklich und heil machen würde, nachspüren. Und meist kommen wir darauf, dass es die Sehnsucht nach einer immerwährenden Liebe ist, die uns annimmt, wie wir sind, die nie vergeht, zu der wir als Menschen vielleicht auch nie voll und ganz in der Lage sind, die uns aber von Gott unserem Schöpfer entgegengebracht wird. Und damit wir es halbwegs verstehen können, hat er seinen Sohn in unser irdisches, manchmal so verqueres und schwieriges Leben geschickt, der dieses Leben mit uns geteilt hat und dessen Geburt wir an Weihnachten feiern, weil dort diese ewige und vollständige Liebe in unser Leben kommt.
Auf diesen Adventskranz stecken wir vier Kerzen. Am ersten Adventsonntag entzünden wir eine, am zweiten zwei, am dritten drei und am vierten Adventsonntag die vierte Kerze. Viertausend Jahre wurde dem Volk Israel von den Propheten der Erlöser angekündigt. (Als Lehrerchor haben wir im Adventskonzert davon gesungen.) Diese vier Kerzen symbolisieren das Warten darauf, dass wir erlöst werden von unseren Nöten, dass es heller wird in uns und um uns. Draußen in den Geschäften und Einkaufsstraßen werden wir fast geblendet vom Licht der vielen Lampen und Leuchten; das ist ein Vorgriff auf Weihnachten. Das kann auch schön sein, wir dürfen eine solche feierliche Atmosphäre genießen. Zuhause aber könnten wir eher die Dunkelheit, das Warten, das Nachlauschen nach unseren Sehnsüchten kultivieren und dem wachsen Lassen der Liebe in der Familie und im Freundeskreis Raum geben. Der Adventskranz soll uns daran erinnern, dass wir unsere Nöte eigentlich nur aus der Kraft der Liebe heraus lösen und dass wir uns darin in der göttlichen Liebe geborgen wissen.
Ich danke an dieser Stelle allen, die unser Schulhaus für diese Adventszeit so schön gestaltet haben.

Burkhard Schmitt, Schulleiter