WIR-Projekt 2022

26.09.2022 « zur Übersicht

Das WIR-Projekt-Seminar 14.9. – 16.9. 2022 

Letzte Woche bin ich zum vierten Mal in meinem Leben mit Frau Butting, Frau Frohn und anderen Tutoren aus den Klassen 7 bis 12 zum WIR-Projekt-Seminar nach Roßbach/ Naumburg gefahren.  

Sobald ich meinen Koffer in den schuleigenen Autobus geladen hatte, begann in mir eine Euphorie aufzusteigen. Nun bin ich zwar schon sehr lange Teil des WIR-Teams, doch jedes Mal wieder bin ich in freudiger (und auch sehr aufgeregter) Erwartung ob der kommenden Tage des Seminars. Das hat den Grund, dass man, egal wie alt man ist und egal, wie lange man schon dabei ist, immer noch etwas lernen kann. 

Während unserer Seminarfahrt in Roßbach haben wir zwei große Ziele; einmal selbstverständlich, dass wir lernen, wie man die Kinder dazu motiviert, den größten Teamgeist aus sich herauszuholen, den sie besitzen, und dann noch die Stärkung der Gemeinschaft innerhalb des WIR-Teams. Unsere Aufgabe ist es zwar, den Zusammenhalt der fünften und sechsten Klassen durch Spiele und Gespräche zu verbessern, doch dabei ist es unfassbar wichtig, dass die Tutoren sich aufeinander verlassen können.  

Ein Projekttag mit einer Klasse kann sehr kräftezehrend sein, weshalb wir immer darauf bauen, dass zu jeder Zeit ein anderer Tutor die Gesprächsführung oder die Anleitung der Spiele übernehmen kann. Das erfordert Vertrauen, welches wir während unserer mehrtägigen Seminarfahrt aufgebaut haben. Dafür nutzen wir die Teamspiele, welche wir zu späteren Zeitpunkten auch mit den Klassen spielen. Das hat mehrere Gründe; zunächst einmal können dann alle Tutoren die Spiele mit ihren Worten und die Regeln den Fünft- und Sechstklässlern erklären. Hinzu kommt, dass diese Teamspiele, auch für uns Tutoren von großem Nutzen sind. Man lernt, aus sich herauszugehen, mit anderen zusammenzuarbeiten, auch mal die Initiative zu ergreifen und sich an andere anzupassen- alles Eigenschaften, die wir später an die jüngeren Klassen weitergeben wollen. 

Gerade für neuere Tutoren ist es am Anfang meist noch schwierig, allein ein Spiel anzuleiten, da man hierfür unglaublich viel Selbstbewusstsein braucht, doch um das zu erlernen, sind die restlichen Tutoren und Frau Frohn und Frau Butting immer da, um Tipps zu geben. Denn so läuft das bei unserem Seminar; die Älteren geben ihr Wissen an die Jüngeren weiter. 

Das bezieht sich auf die Spiele, aber auch noch auf viele andere Dinge. Wir lernen beim Seminar, wie man mit seiner Körpersprache umgeht, wie man einen Konflikt zwischen den Schülern löst, und wie man Krisengespräche mit der Klasse führt. (Diese werden dann aber doch zunächst noch von den älteren Tutoren übernommen, aber natürlich kann jeder jederzeit Ideen zum Ausdruck bringen.) Die älteren Tutoren bringen den Tutoren der „jüngeren Generation“ auch jedes Jahr bestimmte Modelle der menschlichen Psyche bei (wie z.B. das Eisbergmodell). Diese helfen uns dabei, das Verhalten der Kinder der fünften und sechsten Klassen zu verstehen und auch deutlich zu machen, wo unsere Grenzen liegen.  

Neben diesen ganzen Programmpunkten bleibt bei dem Seminar immer noch genügend Freizeit für die Tutoren (und die beiden Lehrerinnen), welche aber meist auch dazu genutzt wird, sich zu unterhalten. Denn darum geht es ja schließlich- dass wir uns näher kennenlernen. Deshalb reden wir immer und überall; bei Spaziergängen, bei den Mahlzeiten, auf den Zimmern, ja sogar beim abendlichen Zusammensein (meist verbunden mit Sternegucken). 

Das Erlernte des Seminars wenden wir dann bei den Projekttagen mit den neuen Schülern an. Diese Tage werden ebenfalls während der Seminarfahrt (Und wie sollte es anders sein, natürlich von uns Tutoren!) geplant.  

Dieses Jahr haben wir uns eine Art Schnitzeljagd ausgedacht, bei der die Schulklassen mehrere Teamspiele bestehen muss. Bei jedem bestandenen Spiel erhalten sie ein Item. Das hat den Grund, dass das große Ziel des Tages darin liegt, ein rohes Ei, welches wir Eggtor getauft haben, 2m tief fallenzulassen. Dabei soll das Ei jedoch nicht kaputt gehen, sondern die Klasse soll als Team eine Schutzhülle um Eggtor basteln, damit die Schale beim Aufprall auf dem Boden ganz bleibt. Dafür dürfen sie vor dem Basteln Materialen aus der Natur sammeln und auch die erspielten Items benutzen, wie z.B. eine Schere oder Bindfaden. 

Natürlich bleibt es nicht nur bei diesem Outdoor-Programm. Auch kleinere Teamspiele, sowie Spiele für die Förderung der Konzentration und natürlich die Gespräche mit der Klasse kommen nicht zu kurz. Hierbei werden Konflikte innerhalb der Klasse und deren Lösung besprochen, sowie Strategien bei nicht eingehaltenen Klassenregeln. Außerdem ist es uns ein großes Anliegen, besonders introvertiertere Menschen ins Rampenlicht zu holen, sodass auch sie lernen, dass ihre Klasse hinter ihnen steht.  

Natürlich gibt es bei solchen Projekttagen auch immer wieder Probleme. Mal kommen größere Konflikte innerhalb der Klasse an die Oberfläche, mal ist die Klasse schlicht nicht besonders entgegenkommend bei den Gesprächen und mal sind ihnen die Spiele zu langweilig. Doch bisher haben wir jedes Mal Lösungen gefunden, denn manchmal gehört zu einem guten Team eben auch, dass man sich selbst hintenanstellt. 

Eben weil es bei solchen Tagen Probleme geben kann, ist das Vertrauen in die anderen Tutoren so wichtig. Manchmal weiß man selbst nicht weiter und braucht Rat, doch ich weiß, dass ich diesen zu jeder Zeit und an verschiedenen Fronten erhalten kann.  

Deswegen ist das WIR-Projekt für mich eine Herzensangelegenheit. Ich lerne über mich selbst jedes Mal viel, aber auch, Vertrauen in andere Menschen zu haben. Man kann so vieles über dieses Projekt schreiben, doch ich kann wirklich nur noch einmal zum Abschluss sagen, dass ich keine meiner hier gemachten Erfahrungen missen will. Man kann sich das erst so wirklich vorstellen, was dieses Projekt einem bringt, wenn man schon eine Weile dabei ist, doch ich lerne hier wirklich wichtige Dinge fürs Leben und gedenke die, an andere weiterzugeben. 

 

Elea Minnich, Klasse 10b 

WIR-Projekt-Tutorin