Erntedank 2020

11.10.2020 CJD Droyßig « zur Übersicht

Am Sonntag haben wir in den evangelischen und katholischen Kirchen das Erntedankfest gefeiert.

Wir danken an diesem Sonntag für die Ernte, für die Feldfrüchte, das Obst und Gemüse sowie für all die tierischen Erzeugnisse, die wir essen können. Im Danken drücken wir unser Wissen darum aus, dass das, was uns an Gutem widerfahren ist, durchaus nicht selbstverständlich ist. Diese Bedeutung hat der Dank meines Erachtens auch in allen anderen Situationen.

Ein Beispiel: Ich bitte meine Tochter meine kaputte Brille in Leipzig zum Optiker zu bringen. Sicherlich tut sie das gerne, ich habe aber keinen Anspruch darauf, dass sie es tut. Mit einem Dankeschön verdeutliche ich, dass ich dieses weiß. Mit dem Wort "Danke" reagiere ich auf die Handlung meines Gegenübers, ich nehme ihn und seine Tat wahr, ich mache deutlich, dass ich um das "Geschenk" seiner Tat weiß - und viele der kleinen Taten in unserem Alltag sind Geschenke, eben, weil sie nicht selbstverständlich sind. Mit dem Wort "Danke" würdige ich das Tun meiner Mitmenschen und das bringt Freude. Früher hatten wir einen Schulschlager, den jeder unserer Schülerinnen und Schüler kannte, weil wir das Lied regelmäßig gesungen haben. Es ist das Lied "Danke, für diesen guten Morgen". Auch in diesem Lied wird für all das gedankt, was uns oft selbstverständlich erscheint: Der Morgen, die Freunde, die Arbeitsstelle, das gute Wort des Mitmenschen.

Im Sommer dieses Jahres haben wir einen mir sehr lieben Menschen und ehemaligen Kollegen von uns beerdigt, Wolfram Pfeiffer. Wolfram war ungefähr so alt wie ich und war zusammen mit mir 1992 an unserer Schule gekommen. 15 Jahre hat er hier gearbeitet ehe er als Direktor nach Hermannswerda und dann nach Meinigen gegangen ist. In den Sommerferien ist er bei einem Badeunfall tödlich verunglückt. Wolfram ist einfach so tot und ich lebe.

Ich kann es nicht begreifen und gerade im Angesicht des Todes sehe ich, wie schön ist das Leben. So ist im Nachdenken über Wolfram wieder das Lied "Danke" in mir aufgestiegen: Danke, dass ich lebe. Danke, dass ich arbeiten kann und Freude an meiner Arbeit habe. Danke, dass ich noch gesund bin. Danke für all die lieben Menschen um mich herum. Im Danken löse ich den Blick von dem, was ich nicht habe und richte ihn auf das, was ich habe, was möglich ist: Leben, Arbeit, Freude. Immer wieder läuft man, laufe auch ich Gefahr, den Blick auf das zu heften, was nicht geht, was ich mir vielleicht wünsche, was mir fehlt.

Bleibe ich bei diesem Blick, so steuern mich Gedanken, die mich lähmen und bedrücken. Deshalb ist das Danken so wichtig und hilfreich: Ich schaue auf das Positive und Gute in meinem Leben und das gibt mir Kraft. Amen!