CoR ONLINE-Netzwerkkonferenz

23.11.2020 CJD Droyßig « zur Übersicht

Erlebte und erlebbare Spannungsfelder der Demokratie

So lautete das Thema der CoR ONLINE-Netzwerkkonferenz am 16. und 17. November 2020. David Ruell vom Think Thank 30 griff in seinem Impulsbeitrag das Spannungsfeld „Soziale Ungleichheit“ auf und ging dabei insbesondere der Frage nach, was wir diesbezüglich tun können. Er sprach von einer Dreischrittigkeit:

1. Die soziale Ungleichheit benennen und einen gesellschaftlichen Diskurs darüber führen, wie unsere Gesellschaft aussehen soll,

2. die soziale Ungleichheit bekämpfen, indem man z.B. das Steuersystem umbaut und sich über soziale Leistungen verständigt und

3. die soziale Ungleichheit bedenken beim Umbau zu einer nachhaltigeren Gesellschaft.

Im Anschluss daran wurden vier weitere Spannungsfelder der Demokratie kurz vorgestellt:

1.    Sicherheit vs. Freiheit

2.    Fakten vs. Meinung

3.    Verantwortungsfähigkeit vs. Wirkungsreichweite

4.    Physische Begegnung vs. Digitale Kommunikation

In schulinternen Gruppenarbeiten waren die anwesenden Vertreter*innen von Schulleitung, Eltern, Schülern und Lehrern aufgerufen, sich mit einem dieser Spannungsfelder auseinanderzusetzen und via virtuellem Whitboard Gedanken und Impulse festzuhalten. Zentrale Frage dabei war, wie wir als Schulgruppe das Spannungsfeld in unserem schulischen Alltag erleben und welche Schlussfolgerungen wir für den Bereich Schule und insbesondere das Feld der „Kommunikation“ ableiten. In den sich anschließenden Blitzlichtern aus den Gruppen und dem Austausch im Plenum wurde herausgearbeitet, dass derzeit oft genug Fakten und Meinungen verwischen, dass sich verschiedene „Meinungslager“ herauskristallisieren und ein Ringen um die Deutungshoheit zu beobachten ist. Angesichts der Komplexität vieler Themen und des Nebeneinander von Fakt und Fake sind viele Menschen verunsichert. Welche sogenannte „Faktenautorität“ wird von wem anerkannt? Verschiedene Meinungslager existieren, polarisierende Tendenzen sind unverkennbar.

Um so wichtiger wurde die Etablierung einer sachlichen Streitkultur schon in frühen Schuljahren gesehen und die Entwicklung unterschiedlicher schulischer Formate gefordert, die die Verantwortlichkeit entwickeln und die Selbstwirksamkeit stärken, in denen Mut und gegenseitiger Respekt eingeübt werden. In einer „Schule der Achtsamkeit“ ist es wichtig, dem Anderen zuzuhören und nachzufragen, ehrliches Interesse zu zeigen, den Anderen ernst zu nehmen und andere Meinungsbilder zu akzeptieren, und nicht Menschen zu „katalogisieren“ oder zu „missionieren“. Schule als wichtiger Lernort für demokratische Grundprinzipien unserer bundesrepublikanischen Grundordnung.

In einem zweiten digitalen Whitboard-Austausch wurde in schulgemischten Gruppenarbeiten die Praxistauglichkeit diverser Ideen durchgespielt. Für die insgesamt 15 beteiligten Schulen aus ganz Deutschland fand die alljährliche Konferenz erstmalig online statt. Und auch wenn es den analogen Austausch vor Ort wie in den vergangenen Jahren nicht ersetzen konnte, fand dieses Format angesichts der Umstände viel positive Resonanz. Es ist nun an uns Schulen, den angestoßenen Dialog über die Themen zwischen allen Gliedern der Schulgemeinde fortzuführen. Weitere Anregungen dazu finden sich in der beigefügten Übersicht über die vier angesprochenen Spannungsfelder der Demokratie.

Für das CJD Droyßig nahmen in diesem Jahr an der Konferenz teil: die Schülervertreter*innen Joy Sitz und Lia Schwarzbach, der Elternvertreter Christoph Roßdeutscher, der Schulleiter Dr. Stefan Auerswald sowie von Seiten des Lehrerkollegiums Andreas Renker.

Allen Mitwirkenden herzlichen Dank. 

Andreas Renker, Club of Rome Beauftragter der CJD Christophorusschulen Droyßig